Titel: Russian Railroads
Autoren: Helmut Ohley und Leonard Orbler
Spieltyp: Workerplacement-Spiel
Spieldauer: ca. 120 Minuten
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Spielziel/-idee:
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Eisenbahnmogulen, die den Auftrag bekommen, 3 Eisenbahnstrecken zu bauen. Gleichzeitig treiben sie die Industrialisierung des Landes voran und kaufen Lokomotiven, um die Reichweite ihrer Mobilität zu vergrößern. Die Gleise müssen dazu immer komfortabler gebaut werden. Die Spieler setzen ihre Arbeiter geschickt ein und heuern wirkungsvolle innovative Ingenieure an. Wer am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.
Vorbereitung:
• Der Spielplan wird ausgelegt
• Von den 10 Spielendekarten werden 8 gewählt und als Stapel bereitgelegt.
• Die Lokomotiven werden nach ihrem Wert sortiert und neben dem Spielplan ausgelegt
• Gleise, Verdopplungsplättchen, Punkteplättchen und Münzen werden bereitgelegt.
• Von den Ingenieuren werden 3 mit der Aufschrift *A* offen ausgelegt und abhängig von der Spieleranzahl bis zu 4 weiteren Plättchen, diesmal mit der Aufschrift *B* (bei 2 Spielern 3, bei 4 Spielern 4). Der Ingenieur ohne Buchstaben wird zusammen mit einer Münze neben die Fragezeichen-Karte *Ingenieur* gelegt.
• Jeder Spieler erhält ein Spielertableau und stellt auf das erste Feld der Strecken je ein schwarzes Gleis. Bei der transsibirischen Strecke wird links eine Lokomotive mit dem Wert 1 ausgelegt. Er erhält 7 Arbeiter, 5 in den eigenen Vorrat und 2 in den allgemeinen Vorrat, 2 Anzeigefiguren, 2 Industriemarker, 7 Bonusmarker, 1 Geld, eine Startbonuskarte und 1 Wertungsübersicht. Zu guter Letzt erhält er eine Reihenfolgekarte.
Spielablauf:
Das Spiel verläuft in Runden (bei 4 Spielern sind es 7 Runden bei 3/6 und bei 2/5). In seinem Zug setzt der Spieler die geforderte Anzahl an Arbeitern auf ein freies Aktionsfeld und führt die Aktion sofort und vollständig aus. Kann er sie nicht vollständig ausführen, darf er die Aktion nicht wählen. Danach folgt der nächste Spieler entsprechend der Spielerreihenfolge. Folgende Aktionen sind möglich:
• Streckenbau: Die gewählten Gleise werden um die entsprechende Anzahl auf dem Spielertableau bewegt. Dabei ist die Reihenfolge der Gleise zwingend einzuhalten (schwarz, grau, braun, beige, weiß). Diese Reihenfolge symbolisiert die Wertigkeit und Aufwertung der jeweiligen Strecke. Durch das Verschieben der Gleise werden Felder erreicht, die zum Teil zusätzliche Aktionen auslösen oder für die Rundenwertungen Punkte generieren. Bei manchen Feldern reicht das bloße Erreichen des Feldes. Bei den meisten allerdings benötigt man die entsprechende Reichweite der Lokomotiven.
• Lokomotiven: Der Spieler der diese Aktion wählt, nimmt sich die ausliegende Lokomotive mit dem niedrigsten Rang und legt sie links an eine seiner Bahnstrecken an. Bei der Transibirischen Eisenbahn dürfen 2 Lokomotiven angelegt werden. Eine Höhere ersetzt eine Niedrigere. Die freiwerdenden Lokomotiven, werden umgedreht und als Fabrik neben dem Spielplan bereitgelegt.
• Fabriken: Der Spieler wählt die niedrigrangigste Fabrik (er nimmt entweder die offen ausliegende oder er dreht die niedrigste Lokomotive um und nimmt diese). Die Fabriken sind notwendig, um die Industrialisierung voranzutreiben.
• Industrialisierung: Die angelegten Fabriken bringen zusätzliche Aktionen, sofern man sie mit einem Marker erreicht. Der Spieler, der die Industrialisierung wählt, darf seinen Marker entsprechend voran bewegen. Zudem gibt es auf dieser Leiste in der Rundenwertung die entsprechenden Punktzahlen.
• Verdoppler: Die Verdoppler ermöglichen für die Wertung die doppelte Punktzahl der entsprechenden Gleisfarbe auf bestimmten Feldern der Transibirischen Eisenbahn (schwarz = 0, grau = 1, braun = 2, beige = 4, weiß = 7). Die Verdopplerplättchen werden oberhalb dieser Strecke von links nach rechts ausgelegt.
• Leiharbeiter: Der Spieler erhält für diese Runde 2 zusätzliche Arbeiter (türkis)
• Münzen: Der Spieler erhält 2 Münzen. Münzen sind wie Arbeiter einsetzbar (Jokerfunktion). Für manche Aktionen (z.B. *Anheuern eines Ingenieurs*) muss allerdings eine Münze eingesetzt werden.
• Ingenieure: Der Ingenieur, der auf dem rechten Feld offen ausliegt kann angeheuert werden. Er kommt neben das Spielertableau und kann fortan ausschließlich von diesem Spieler mit einem Arbeiter genutzt werden. Die beiden quer ausliegenden offenen Ingenieure dürfen in dieser Runde von je einem Spieler genutzt werden. Die Mehrheit der Ingenieure bringt am Ende 40 Siegpunkte zusätzlich.
• Spielerreihenfolge: Setzt ein Spieler auf eines der beiden Felder einen seiner Arbeiter, verändert sich die Spielerreihenfolge für die nächste Runde. Die dort eingesetzten Arbeiter dürfen, nachdem alle Spieler gepasst haben, noch auf einer freien Aktion genutzt werden (die max. einen Arbeiter fordert)
Nach jeder Spielrunde gibt es eine Rundenwertung:
• Die Spieler erhalten Punkte für den Ausbau ihrer Strecken. Zunächst schaut man wie weit die Reichweite der Lokomotiven geht. Anschließend wird von rechts nach links, die Punktzahl für jedes Feld entsprechend der Wertigkeit des Gleises vergeben. Felder über denen ein Verdopplerplättchen liegt werden doppelt gewertet.
• Weiterhin gibt es Punkte für den Stand auf der Industrialisierungsleiste
Zur Vorbereitung für die nächste Runde, werden nun alle Arbeiter zurückgenommen, die beiden Leiharbeiter (türkis) wieder auf ihren Platz gestellt und die eingesetzten Münzen in den Vorrat gegeben. Die Ingenieure rücken nun von links nach rechts ein Feld weiter auf. Das stellt gleichzeitig den Rundenanzeiger dar. Über das Erreichen verschiedener Felder beim Gleisbau dürfen Bonusplättchen genutzt werden, bzw. Spielendekarten oder Fragezeichenkarten eingesetzt werden.
• Bonusplättchen:
o 4 Schritte mit beliebigen Gleisen
o 5 Schritte mit seinem Industriemarker
o 2. Industriemarker einsetzen
o 3 Verdoppler auf die Transsib-Strecke legen
o Aufwerter einsetzen (bringt mehr Punkte für die Gleistypen)
o Kiev-Medaille bringt 20 Punkte wenn das Feld mit einem grauen Gleis erreicht wird
o Fragezeichen-Karte nehmen und ausführen und eine Spielendekarte nehmen. (bringt Siegpunkte am Ende).
Spielende:
Das Spiel endet nach 7 Runden (im Spiel zu viert). Nach der Rundenwertung, erfolgt noch eine kleine Wertung:
• Auswertung der Spielendekarten
• Punkte für die Mehrheit der Ingenieure
Fazit/Bewertung:
Bei Russian Railroads handelt es sich um einen strategischen Leckerbissen mit unglaublich hohem Wiederspielreiz. Die Spielanleitung ist umfassend aber leicht zu lesen und lässt keine Fragen offen.
Man trifft in diesem Spiel auf verschiedene einfache Mechanismen, die sich perfekt ineinander verzahnen. Zunächst setzt man einen oder mehrere Arbeiter ein, um eine bestimmte Aktion auszuwählen. Dabei steht natürlich der Gleisbau im Mittelpunkt, weil man durch den Streckenausbau an weitere Vergünstigungen kommen kann (z.B. höherwertigere Gleise und damit mehr Punkte in den Wertungen, Bonusplättchen mit besonderen Aktionen, etc.). Hat ein Spieler ein Feld mit seinem Arbeiter besetzt, kann es in dieser Runde nicht mehr von den Mitspielern (mit Ausnahme eines Sammelfeldes) genutzt werden. Das erzeugt eine ungeheure Spannung. Hierin ist ebenso die sehr große Interaktion in diesem Spiel begründet.
Ist dann tatsächlich ein Mitspieler zuvorgekommen, bieten sich eine Vielzahl an Möglichkeiten seine taktische Ausrichtung zu modifizieren. Ich finde dass es unerlässlich ist, möglichst rasch zusätzliche Arbeiter zu erhalten. Dazu gibt es kurzfristige Aktionen, wie z.B. *Leiharbeiter* oder *Münzen*; aber auch dauerhafte über bestimmte Felder auf den verschiedenen Strecken. Man benötigt dafür die entsprechende Reichweite der Lokomotiven und die geforderte Ausbaustufe der Gleise. Man kann aber auch über ein Bonusplättchen zu einem Schwarzarbeiter kommen, der zusätzlich beim Ausbau der schwarzen Gleise begünstigt.
Manchmal muss man mehrere Arbeiter aufwenden, um zumindest ein Stück seinem Ziel näher zu kommen. Hier empfiehlt es sich auch die Spielerreihenfolge im Auge zu behalten, um in der nächsten Runde schneller zum Zug zu kommen. Insbesondere wenn es einen Ingenieur gibt, der in der nächsten Runde angeheuert werden soll. Ein schöner Effekt ist, dass man die dort eingesetzten Arbeiter am Ende der Runde noch auf verfügbare Ein-Arbeiter- Felder platzieren darf.
Die Industrialisierung setzt sich aus dem Fabrikbau und dem Voranschreiten auf dieser Industrialisierungsschiene zusammen. Man braucht Fabriken, um die Lücken/Aussparungen überbrücken zu können und somit viele Siegpunkte in den Wertungen zu generieren. Aktiviert man eine der Fabriken, erhält man auch hier Sonderaktionen oder Vergünstigungen.
Auf den verschiedenen Strecken kann man durch das Erreichen mit der entsprechenden Ausbaustufe bei gleichzeitig ausreichender Reichweite der Lokomotiven bis zu 4 Bonusplättchen erhalten. Eines der Bonusplättchen ermöglicht es 2 Karten zunehmen. Eine davon bringt Punkte am Spielende und begünstigt die bereits eingeschlagene Strategie oder ermöglicht ein noch rechtzeitiges Umschwenken. Die zweite Karte bringt eine zusätzliche Aktion, die sofort nutzbar ist (z.B. Lokomotive mit dem Wert 9, etc.) aber auch über das Spiel anhaltende Optionen (z.B. Schwarzarbeiter, Ingenieur, etc.).
Die Ingenieure bieten die Möglichkeit einmalig oder durch Anheuern dauerhafte, die besondere Funktion zu nutzen. Schafft man es die meisten Ingenieure angeheuert zu haben, bringt dies am Spielende als zusätzliche Belohnung 40 Punkte. Der Mechanismus rund um die Ingenieure ist sehr gefällig. Es liegen drei Ingenieure offen aus. Einer kann angeheuert werden, zwei davon in der Runde genutzt werden. Nach der Runde wandern die Ingenieure ein Feld weiter und verändern damit den Status (angeheuert werden zu können, offen/verdeckt). Mir gefällt sehr gut, dass die Ingenieursleiste gleichzeitig die Rundenzahl spiegelt.
Die Wertung erfolgt nach jeder Runde. Es wird jede Strecke ausgewertet. Dabei gilt es die Reichweite der Loks zu beachten. Von diesem Feld ausgehend (also von rechts nach links), wird die Wertigkeit des jeweiligen Gleises (z.B. grau = 1, braun = 2, …) für jedes Feld gezählt, bis man auf ein Feld mit einem andersfarbige Gleis trifft, usw. . Gibt es Verdopplungen auf der Transsib Strecke werden die mitberücksichtigt. Die Wertung wird durch eine zusätzliche Übersicht zusätzlich transparent gemacht und ist problemlos und eindeutig ausführbar. Nicht selten gibt es Punktwerte am Ende eines Spieles, die jenseits der 400er Marke liegen.
Ich finde dass das Thema *Eisenbahn-Streckenbau und Industrialisierung* sehr gut umgesetzt wurde, auch wenn einige Aspekte nur symbolisch Niederschlag finden (z.B. die Aufwertung der Gleise, die Industrialisierung, etc.). Das Material ist hochwertig, die Spielpläne sind übersichtlich und optisch ansprechend gestaltet.
Die Spieldauer liegt im Viererspiel bei sehr kurzweiligen 2 Stunden. In meiner Bewertung ist es 6 Punkte wert.
Reinhard hat Russian Railroads klassifiziert.
(ansehen)